Am 30. April ist Internationaler Tag der gewaltfreien Erziehung. Der Kinderschutzbund Niedersachsen und das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung möchten mit einer gemeinsamen Erklärung darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, Kinder und Jugendliche konsequent vor jeder Form von Gewalt zu schützen und ihr Recht auf eine gewaltfreie Erziehung in den Mittelpunkt zu stellen:
Der Tag der gewaltfreien Erziehung erinnert daran, dass jedes Kind das Recht auf eine Erziehung ohne Gewalt hat. Seit dem Jahr 2000 haben Kinder in Deutschland das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung, die auch seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen ausschließt. Gewalt kann sich in unterschiedlichen Formen äußern, darunter Vernachlässigung, sexualisierte Gewalt und körperliche sowie psychische Misshandlung. In Niedersachsen wurde im Jahr 2023 bei 2.133 Kindern eine akute Kindeswohlgefährdung festgestellt. Anzeichen gab es unter anderem für die Vernachlässigung des Kindes (1.263 Fälle), psychische Misshandlung (805 Fälle) oder eine körperliche Misshandlung (783 Fälle). Im Vergleich zum Vorjahr gab es 2023 dementsprechend 7,8% mehr Fälle akuter Kindeswohlgefährdungen.
"Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Dazu gehört nicht nur ein Aufwachsen ohne körperliche und sexualisierte Gewalt, sondern auch ein Aufwachsen in Geborgenheit. Eltern und Beziehungspersonen sind als Quelle von Sicherheit und Trost für Kinder und Jugendliche besonders wichtig", sagt Daniela Rump vom Kinderschutzbund Niedersachsen. "Doch noch immer erleben Kinder in ihrem Alltag Grenzverletzungen – oft aus Überforderung oder fehlender Unterstützung. Darum setzen wir uns mit aller Kraft für präventive Angebote und elternstärkende Maßnahmen ein. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie haben besondere Bedürfnisse und Rechte – und es ist unsere gemeinsame Aufgabe als Gesellschaft, ihre Entwicklung liebevoll, sicher und fördernd zu begleiten. Wir arbeiten kontinuierlich daran, Familien zu stärken – durch leicht zugängliche Angebote, Beratung und konkrete Hilfen," so Rump weiter.
"Gewalt gegenüber Kindern muss nicht immer körperlich sein. Auch emotional können Eltern Kinder tief treffen – mit teils schwerwiegenden Folgen. Demütigungen, Liebesentzug oder Herabsetzungen sind Formen der Gewalt. Das wird häufig gar nicht als Gewalt wahrgenommen. Für diese Gewalt gibt es noch zu wenig Bewusstsein. Wir brauchen eine breitere Strategie, die gerade auch für psychische Gewalt sensibilisiert", ergänzt Simon Kopelke vom Kinderschutzbund Niedersachsen.
Auch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung unterstreicht die Bedeutung einer gewaltfreien Erziehung. So erklärt Minister Andreas Philippi: "Der Einsatz für die Rechte unsere Kinder- und Jugendlichen liegt mir als Familienminister besonders am Herzen. So versuchen wir zum Beispiel mit unseren kostenlosen Kinderschutz-Artikeln gewaltfreie Botschaften in die Häuser der Familien und in die Kinderzimmer zu tragen. Im Rahmen unserer Sensibilisierungsoffensive machen wir die Öffentlichkeit täglich darauf aufmerksam, wie wichtig ein gewaltfreies Aufwachsen ist, denn: Die einzige Sprache, die wirklich jedes Kind versteht, ist Liebe!"
Mit seinen Projekten, Kampagnen und Bildungsangeboten setzt sich der Kinderschutzbund in Niedersachsen dafür ein, dass Kinder gewaltfrei aufwachsen können – in Kitas, Schulen, Familien und Freizeiteinrichtungen. Dabei geht es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Unterstützung, Aufklärung und das Sichtbarmachen von Kinderrechten. Um Eltern und Kinder in der Erziehung zu begleiten, wurde im Kinderschutzbund das Konzept der Elternkurse Starke Eltern – Starke Kinder® vor mehr als 20 Jahren entwickelt. In diesen ist das Recht des Kindes auf gewaltfreie Erziehung ein zentrales Thema. Mit seiner Kampagne "Gewalt ist mehr, als du denkst" macht der Kinderschutzbund auf die Formen und Folgen psychischer Gewalt aufmerksam. Das Kinderschutz-Zentrum Hannover setzt sich für den Schutz und das Wohl von jungen Menschen ein, die von Gewalt betroffen sind. Es wird vom Kinderschutzbund Niedersachsen getragen und bietet Hilfe bei körperlicher und seelischer Misshandlung, Vernachlässigung und sexualisierter Gewalt.